Schömberg im Spiegel von Bildpostkarten

| Friedrich Eschwey

Es ist schon erstaunlich, im Schömberger Museum sind mit der Ausstellung von etwa 300 Bildpostkarten mehr als 100 Jahre Kulturgeschichte dokumentiert. Eine unglaubliche Fülle von Motiven erfasst sämtliche Lebensbereiche, da gibt es Ereigniskarten, Poesiekarten, Sportkarten, Brauchtumskarten und Humorkarten, um nur einige aufzuzählen. „Die Bildpostkarte war das Kommunikationsmittel Nummer eins, erst um 1930 erwuchs ihr durch das Telefon eine ernsthafte Konkurrenz“, erläuterte der Macher der Ausstellung, Karl-Heinz Bertsch vom Heimat- und Geschichtsverein Schömberg bei der Eröffnung. Zu sehen ist die Ausstellung „Die Bildpostkarte – Spiegel der Kulturgeschichte“ im Haus Bühler – Kunst und Geschichte in Schömberg.

Die Geschichte der Bildpostkarte beginnt um 1870 mit den sogenannten Vorläuferkarten, die bis 1900 die Szene beherrschten. Die bebilderte Vorderseite wurde mit den Grüßen beschrieben, die Rückseite war der Anschrift des Empfängers gewidmet. Da die Fotografie und ihre Reproduktion auf Bildpostkarten noch in den Anfängen steckt, sind gerade die frühen Karten für an der Geschichte der Fotografie interessierte Menschen hochinteressante Dokumente. So ist unter anderem eine seltene Chromolithographie von 1888 ausgestellt. Eine kolorierte Prägekarte im Stil der Gründerzeit um 1900 ist ein weiteres wertvolles Beispiel aus der Schatzkiste von Karl-Heinz Bertsch. Da die Karten immer im vorherrschenden Stil der jeweiligen Epoche gestaltet sind, spiegeln sie den Wandel der hohen Kunst, aber auch den Wandel der Volkskunst wieder. Vor allem der Jugendstil in seinen verschiedenen Facetten ist sehr gut zu studieren. Eine besondere Spezies sind die Kriegskarten aus den beiden Weltkriegen des 20. Jahrhunderts.

Etwa 20 Jahre nach den Anfängen der Bildpostkarte begann die Entwicklung Schömbergs zum Kurort. Den Menschen, die Heilung suchend nach Schömberg kamen, war es ein Bedürfnis ihren Angehörigen zu zeigen wo sie waren und mitzuteilen wie es ihnen erging. Und so sind die Bildpostkarten nicht nur Dokumente der Entwicklung des Kurorts Schömberg, sondern auch Dokumente individueller Schicksale. Karten von Prominenten Kurgästen, die wie z. B. Leni Riefenstahl oft anonym zur Kur in Schömberg waren, gehören zu den Raritäten der Sammlung Karl-Heinz Bertsch. Als die Ansichtskarten im Massendruck erschienen, gingen nach Berechnungen von Bertsch etwa 250.000 Bildpostkarten des Kurorts Schömberg pro Jahr in alle Welt und unzählige kamen aus aller Welt nach Schömberg.


Karl-Heinz Bertsch erläuterte den Aufbau der verschiedenen Bildpostkarten.